Das Auto und seine Umweltbelastung

Von Sven Schirmer


Veröffentlicht am 2017-04-12


Seit dem Dieselskandal 2016, verursacht von Deutschen Autoherstellern in den USA, ist die Diskussion über die Abgasbelastungen im Allgemeinen und insbesondere in deutschen Städten wieder in Gang gekommen. Es ist seit Jahren bekannt, dass in unseren Städten die Stickstoffdioxid- und Feinstaubbelastungen gemäß den Grenzwerten der europäischen Union überschritten werden. Diese wurde für Stickstoffdioxid 2010 durch alle Staaten auf 40 Mikrogramm/m³ Luft festgelegt.

Messstationen zeichnen seit Jahren das gleiche Bild, in Ballungsräumen und an stark befahren Straßen werden regelmäßig die Grenzwerte deutlich überschritten. Dieses führt zu Gesundheitsbelastungen beim Menschen und zur Schädigung der Natur. Es wird politisch bewusst in Kauf genommen, dass Menschen an dieser Art der schleichenden Vergiftung erkranken und schlimmstenfalls sterben.

Die Politik redet uns ein, das strengere Abgasnormen die Lösung sind, aber diese Ansätze sind nicht ernst gemeint, da eine weitere Abgasreinigung bei Verbrennungsmotoren sehr aufwendig ist und das Produkt Automobil dadurch weiter verteuert wird. Das ist weder im Interesse der Politik noch der Wirtschaft. Zudem müssen diese Techniken noch entwickelt werden und sind so erst in ein paar Jahren wirksam.

Hier liegt auch das Dilemma in der Umweltschutzpolitik: Autos werden immer sicherer, komfortabler und technischer, all dieses erhöht das Fahrzeuggewicht und macht die Motorbilanz kaputt, mehr Gewicht bedeutet mehr Treibstoffverbrauch. Auch werden vermehrt sogenannte große Geländewagen, genannt SUV´s, hergestellt und verkauft. Genutzt werden diese vornehmlich in der Stadt, obwohl es hier keine unwegsamen Straßen gibt.

Unsere Autos könnten deutlich weniger Treibstoff verbrauchen, wenn wir langsamer und mit weniger Ausstattung und Größe, also Gewicht, uns begnügen würden.

Autos sind und können aber grundsätzlich nicht umweltfreundlich sein. Nicht nur die Verbrennungstechnik sondern auch der Abrieb aus Bremsen und Reifen trägt zur Belastung Luftbelastung bei. Auch wird übersehen, dass bei der Herstellung der Autos viel Herstellenergie verbraucht wird. Dieses und der Abrieb würden sich auch bei Elektroautomobilen nicht ändern. Unabhängig von der zusätzlichen Stromgewinnung für mehr als 50 Millionen Automobile in Deutschland würde auch der Umbau der Infrastruktur für Ladestationen und der anstehende Batteriewechsel nach ungefähren 10.000 Ladezyklen die Umwelt zusätzlich belasten, denn alle diese Maßnahmen müssen her- und erstellt werden. Ohne Energieeinsatz geht das nicht. Nicht nur die Frage nach der Finanzierung sondern auch der baulichen Maßnahmen führen mit dem Elektrofahrzeug in eine Sackgasse.

Wie könnte die Lösung aussehen? Umdenken und vorausdenken sollte das politische Leitmotiv werden. Diskutiert werden zurzeit Einfahrverbote in Städte, grundsätzlich ist das im Sinne einer ökologischen Stadt sinnvoll. Aber das geht zu Lasten der gutgläubigen Käufer, da uns Jahrelang der Diesel als umweltfreundliche Variante des Verbrennungsmotors verkauft wurde. Hier werden übergangslösungen notwendig wenn der Konsument klagt. Besser wären steuerliche Lenkungsmodelle und eine Förderung von gasbetriebenen Automobilen parallel zu den Elektromobilen. Auch sollte endlich die Begrenzung der Geschwindigkeit auf deutschen Autobahnen nach dem Vorbild der restlichen europäischen Nachbarstaaten umgesetzt werden. Diese Maßnahmen würden kurzfristig helfen die Schadstoffbelastungen zu senken. Doch auch gasbetriebene Autos erzeugen Abgase und verbrauchen wie die Elektroautos Ressourcen und Herstellenergie.

Somit werden langfristig diese Maßnahmen nicht greifen, wenn wir nicht den öffentlichen Fern- und Nahverkehr massiv ausbauen und andere Mobilitätsalternativen finden. Umweltverträglichkeitsnachweise in Form einer Anbindung an den öffentlichen Verkehr sollten Grundvoraussetzung für weitere Stadt- und Siedlungserweiterungen werden. Parallel sind Alternative Verkehrsmodell zu fördern wie das Fahrradfahren oder städtische Seilbahnen und vieles mehr.

Um die Mobilität neu zu erfinden muss letztendlich der Verzicht auf das private Automobil das Ziel sein. Das Auto hat entscheidenden Anteil an dem so oft zitierten Klimawandel. Alleine in Deutschland macht der Sektor Mobilität mehr als 30 Prozent des Energieverbrauchs und damit der Umweltbelastungen aus. In den Sektoren Wohnen, Gewerbe und Landwirtschaft kann kaum Energie eingespart werden, denn alle Ersparnisse werden durch immer mehr Erdbewohner aufgezehrt. Wer nachhaltig handeln möchte, muss an der Privatmobilität ansetzen. Das heißt nicht, dass wir die anderen Sektoren nicht betrachten sollten. Vorschläge und Diskussionsgrundlagen hierzu stelle ich in meinem Buch „Der ökologische Plan B“ vor.

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