Traditioneller Siedlungsbau in Afrika südlich der Sahara

Von Sven Schirmer


Veröffentlicht am 2016-09-19


Ich möchte an dieser Stelle einige bautechnische Besonderheiten der afrikanischen Architektur herausstellen. Afrika besitzt darüber hinaus viele schöne Architekturbeispiele, die der Interessierte Leser noch kennenlernen kann. Es soll die Vielfalt der traditionellen Architektur vorgestellt werden. Hier sollen Gebäude und Bauweisen vorgestellt werden, die thematisch zur Publikation "der ökologische Plan B" passen.

Die typischen afrikanischen Häuser südlich der Sahararegion bestehen aus Lehm. Die Grundform der Häuser ist das Einraumhaus und ein vielfaches davon. Diese Grundform kann rund, oval bis zylindrisch oder rechteckig, Kastenform, sein. Oftmals werden die Grundformen additiv zusammengesetzt zu Gebäuden oder Gebäudegruppen und bilden so eine große Vielfalt von Gebäudetypen heraus. Aufgrund des mit den Händen verarbeiteten Materials Lehm sind die afrikanischen Lehmbauen sehr plastisch.

In den Städten herrscht das Kastenhaus vor. Außerhalb der Städte finden sich Gehöftstrukturen, die bisweilen ganze Siedlungen bilden. Die meisten afrikanischen Gehöfte haben einen wehrhaften Charakter, bedingt durch die wechselhafte Geschichte. Immer sind die Gebäude in den äußeren Abschlusswall eingebunden. Die Lücken zwischen den Gebäuden werden mit Mauern geschlossen. Meist gibt es nur einen Eingang. Der Wehrcharakter kann sehr unterschiedlich sein. In flachen Gebieten bilden die Gebäude die Umwehrung, im Dogon werden oft die Topographie wie Bergkuppen oder Geröllhalden bebaut und die Speicherbauten dienen gleichzeitig als Wehrabschluss.

Als ein Siedlungsbeispiel für eine klimaangepasste Bauweise soll das Dorf Niongono aus dem Dogon, Mali, angeführt werden. Das Dorf ist schwer erreichbar und liegt auf einem Felsplateau. Aufgrund seiner Lage wurde das Dorf kaum verändert durch äußere Einflüsse. Die Umgebung ist eine Trockensavanne in der wenige Bäume wachsen. Das typische landwirtschaftliche angebaute Gemüse ist Hirse. Niongono ist ein Felskuppendorf, welches einen burgähnlichen Charakter aufweist. Die ältesten Gebäude stehen an den höchsten Stellen. Alles, was die Menschen täglich brauchen, ist den ca. 40 m hohen Felsen hochzutragen. In dem Inneren der Gebäude befinden sich tönerne Wasservorratsbehälter, die bis zu vier Wochen lang die Familien versorgen können. Der Felsen hat einen V-förmigen Zuschnitt. Der Zugang erfolgt über den mittigen Einschnitt. Die älteren Gebäude sind Raumadditionen von runden Räumen und weisen eine zellenartige Struktur auf. Die neueren Gebäude haben alle eine rechteckige Bauform (Quelle: Architektur der Dogon, Wolfgang Lauber). Typische Merkmale der Architektur:

  • Die Gebäude sind meist zweigeschossig und weisen kaum Fensteröffnungen auf. Die Bauweise ist aus Lehm mit Decken aus Rundhölzern. Lehm wird lokal vor Ort gewonnen als einziger verfügbarer Baustoff neben Naturstein und Holz. Holz ist in diesem Klimagebiet ein wertvolles und seltenes Gut. Lehm ist als Baustoff einfach zu verarbeiten, außer Muskelkraft sind keine Energieaufwendungen notwendig.
  • Die dichte Bebauung sorgt für ausreichend Schatten in den Dorfstraßen. In den dunklen Häusern ist es aufgrund der Lehmbauweise angenehm kühl.

Aus ökologischer Sicht ist die Bauweise den örtlichen und klimatischen Bedingungen perfekt angepasst. Lehm ist nachhaltig und in der Herstellung und Verarbeitung Energiearm. Er ist einfach zu verarbeiten auch von ungelernten Baukräften. Lehm schützt vor der Wärme am Tag und hat isolierende Wirkung in der Nacht. Holz wird nur für Türen und Dachbalken verwendet. Aufgrund der Starken Sonneneinstrahlung sind große Fensteröffnungen nicht erforderlich, Lichtlöcher und Türöffnungen reichen aus. Die Gebäude sind aufgrund Ihrer Zellenstruktur dem Wachstum der Familie anpassbar. Dachterrassen erweitern die Wohn- und Nutzfläche.

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