Das ökologische Haus der Zukunft

Von Sven Schirmer


Veröffentlicht am 2019-09-05


Das ökologische Haus der Zukunft wird aus „Sieben Baustoffgruppen“ errichtet und soll nach der Nutzung wiederverwertet (recycling) oder in Teilen nachgenutzt (re-use) werden, ganz im Sinne von urban mining. Sortenreine Baustoffe können wiederverwertet werden als Baustoffe, Bauteile können wieder eingesetzt werden. Soweit die Theorie.

Wie könnte so ein Haus aussehen? Nachfolgend ein Beispiel. Bitte beachten Sie nicht die Architektur des Gebäudes, es handelt sich um ein Bestandsgebäude. Aber Anhand seiner Merkmale können die zukünftigen Strategien aufgezeigt werden.

Unser Beispiel-Haus:
  1. PV Dach, Stromgewinnung.
  2. Dachfläche genutzt, hier Terrasse.
  3. Dachüberstand schützt Holzfassade
  4. Fassade aus nach-wachsenden Bau-stoffen
  5. Mehrgeschossbau, Tragwerk aus Beton, aufgelöste Bauweise, Skelettbau
Die Strategien für nachhaltiges Bauen:
  • Dach:
    • Flachdach genutzt: Terrasse, teilweise begrünt (Gründach), Energie-gewinnung über PV Dach.
    • Dach-Dämmstoff nachwachsend.
    • Dachüberstand schützt Fassade, wichtig bei nachwachsenden Fassaden-baustoffen.
  • Tragwerk / Fassade:
    • Tragwerk hier massiv, d.h. Beton. Stützen und Decken (EI 90) bei hohen Gebäuden und verdichteter Bauweise. Wenn möglich Fertigteile, diese können ggfs. wiedergenutzt werden. Auch Holztragwerke sind möglich.
    • Fassade: hier Holzverkleidung, Dämmung aus nachwachsenden Baustoffen, Innenverkleidung aus Lehmbauplatten. Erforderliche Unterkonstruktionen aus Holz. Brandüberschlag wird hier durch Betonstreifen sichergestellt, geht auch mit Trennlagen, z.B. Blecheinlagen.
    • Fenster: Holzfenster
    • Sonnenschutz außenliegend, Lamellen oder Holzläden/-rollos.
    • Geländer können alternativ aus Holz sein.
  • Innenausbau:
    • Leichte Trennwände, Unterkonstruktion aus Holz, Dämmeinlage aus nachwachsenden Dämmungen, Beplankung mit Lehmplatten. Ggfs. Lehmputz, Anstrich mit Lehmfarben.
    • Innentüren aus Holz.
    • Fußbodenaufbau: Massivholz auf Unterkonstruktion, Dämmeinlagen aus nachwachsenden Baustoffen. Kein Estrich.
    • Fliesen aus mineralischen Material oder Glas.
    • Treppenhausgeländer aus Stahl (nicht brennbar zzt. gefordert lt. Baurecht)
  • Haustechnik:
    • Dämmstandart sehr hoch, Passivhaus.
    • Ggfs. Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung > 75% WRG.
    • Wenn Heizung erforderlich, dann über Luft Wärmepumpe, strombetrieben.
    • Keine Kälte / Kühlung erforderlich. Gute Dämmung und angepasste Fenstergrößen (nicht zu viel Sonneneinstrahlung im Sommer).
    • Warmwasser dezentral über Elektro-Durchlauferhitzer.
    • PV Stromgewinnung auf der Dachfläche, Ziel so viel Strom erzeugen wie verbraucht wird.
    • LED Lampen als Beleuchtung.
    • Das Gründach reduziert die Wassermenge die außerhalb des Gebäudes versickert werden muss und dämmt bzw. kühlt zusätzlich das Gebäudedach.

Wenn Sie die Baustoffe zählen und in Baustoffgruppen zusammenführen, werden Sie erstaunt sein wie wenige Baustoffe zum Einsatz kommen.

  • Mineralische Baustoffe: Beton (Tragwerk), ungebrannter Lehm (Bauplatten, Putze, Farben), Fliesen
  • Nachwachsende Baustoffe (oben grün gekennzeichnet):
    • Holz: Fassadenverkleidung, Unterkonstruktionen, Fenster und Türen, Fußböden, ggfs. Holzdämmungen, Rollos
    • Gräser für Dämmstoffe, z.B. Hanf, Stroh etc.
  • Glas für Fensterverglasungen, Leuchtmittel
  • Stahl: Bewehrung Beton, Beschläge und Verbindungsmittel, Haustechnik
  • Kunststoff: Fensterdichtungen, Dachfolie (Synthetischer Kautschuk), Kabelisolierung, Sanitärverrohrung

Wie Sie sehen kommt eine übersichtliche Anzahl von Baustoffen gegenüber einem konventionell errichteten Gebäude wie wir Sie kennen zum Einsatz. Hier sind es fünf Baustoffgruppen.
Ungebrannte und nachwachsende Baustoffe reduzieren den CO² Ausstoß während der Herstellung und reduzieren den Schadstoffeintrag über die Baustoffe ins Gebäude. Holzanstriche können auf ökologischer Basis erfolgen, außen wie innen. Auch können natürliche Baustoffe wieder in den Natur- bzw. Stoffkreislauf eingebracht werden.

Alleine der vermehrte Einsatz nachhaltiger und natürlicher Baustoffe trägt zu einer CO² und Energie (graue Energie) sparenden Bauweise bei. Durch die richtige Bauweise und Wahl der Baustoffe kann jeder dazu beitragen den CO² Ausstoß zu reduzieren und die Umwelt zu schonen.
Mehr hierzu und weitere Anregungen finden Sie in meinem Buch "Der ökologische Plan B".

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